Linienhybridzucht und Doggenzucht

Dogge Jaro vom Gehrensee
Harlekinrüde: Deutsche Dogge Jaro vom Gehrensee

Linienhybridzucht und die derzeitige Doggenzucht haben grundsätzlich nichts miteinander zu tun. Dieser Begriff kommt aus der Nutztierzucht. Die Schönheitszucht bei Deutschen Doggen erfolgt nach den Methoden der Championzucht. Diese Methode führt aber immer zur Inzucht mit all ihren Nachteilen.

Die Nachteile der Inzucht sind: ein schlechtes Immunsystem, eine schlechte Fitness, eine verringerte Fruchtbarkeit und ein geringeres Lebensalter verbunden mit hohen Tierarztkosten. Nach der innerdeutschen Wende sind die Tierarztkosten aufgrund der veränderten Bedingungen deutlich gestiegen. Da ich umfangreicher Erfahrungen mit der Linienhybridzucht bereits vor der Wende hatte, habe ich von Anfang an auf Kreuzungszucht gesetzt, um die Tierarztkosten in Grenzen zu halten. Das Ergebnis waren Doggen mit einem hohen Lebensalter und so gut wie keinen Tierarztkosten durch chronische Erkrankungen. Ich halte immer noch 4 Deutsche Doggen, teilweise in einem zweistelligen Lebensalter, ohne regelmäßig beim Tierarzt vorstellig werden zu müssen.

Eine zweite Baustelle nach der innerdeutschen Wende war das Wesen meiner ersten VDH/DDC Doggen. Das Problem wurde durch Einkreuzen ausländischer Doggenlinien züchterisch gelöst, gleichzeitig musste aber noch auf eine Frühförderung der Doggenwelpen umgestellt werden.

Der Begriff Linienhybridzucht sollte aber noch erklärt werden:

Die Bezeichnung „Hybrid“ ist allgemein bekannt und deutet immer auf ein Kreuzungsprodukt hin. Bei der Linienhybridzucht werden nicht Rassen, sondern ganz einfach fremde Zuchtlinien einer Rasse miteinander gekreuzt. Der Effekt, die Heterosis, tritt bei der Kombination fremder Zuchtlinien genauso auf.  Die gesundheitlichen Effekte sind die gleichen. Genetisch kann es zu einer Rekombination der Erbanlagen mit einer Verbesserung des Genpools kommen. Es entstehen Lebewesen, die definitiv widerstandsfähiger und anpassungsfähiger sind.

Das Problem ist nur, dass es durch die Championzucht kaum durchgezüchtete Zuchtlinien gibt. Einen Zwingernamen auf Ausstellungen über viele Jahre erfolgreich zu führen, bedeutet noch lange nicht, eine eigene Zuchtlinie zu besitzen. Zuchtlinien basieren in der Regel auf einer leichten Inzucht. Die angepaarte Zuchtlinie sollte möglichst völlig fremd sein. Das ist aber sehr unwahrscheinlich, wenn in bestimmten Vereinspopulationen ständig der gleiche Championrüde oder Rüden mit einem ähnlichen Pedigree verwendet werden. Da bleibt nur eine vereinsübergreifende Zusammenarbeit übrig. Hier wird es aber schwierig, wenn bestimmte Vereine ausgegrenzt werden.

Zusammenfassung

Die Linienhybridzucht könnte eine Alternative zur Inzucht durch Championzucht sein. Championzucht ist aber in Zuchtvereinen teilweise eine Ideologie oder eine Religion. Es gibt zwar einzelne Züchter, die alles unternehmen, um eine gesunde eigene  Zucht zu führen. Es sind aber zu wenige, um einen deutlichen Einfluss auf die Population zu haben. Solange Züchter wegen des Absatzes von Welpen gegeneinander arbeiten, wird es immer Probleme bei bestimmten Rassen geben. Ich persönlich werde über Linienkreuzungen weiterzüchten, bin aber trotzdem oder genau deswegen von der Arbeit anderer abhängig. Als einzelner Züchter kann man kaum auf die Rassepopulation verändernd einwirken. Dafür sind Funktionäre zuständig. Die Rahmenbedingungen für Zucht müssen auf die Anforderungen abgestimmt sein.

Das Mischen der Farbschläge wird sehr oft praktiziert, ist aber am Ende keine Alternative. Bei der Farbmischlingszucht kommt es irgendwann immer zu einer beträchtlichen Aufspaltung der Erbanlagen. Farbmischlingszucht ist eine Methode von gewerblichen Großzüchtern mit vielen Würfen. Die verkaufen ganz einfach alle Welpen, die für die Zucht ungeeignet sind. Manchmal sogar für nicht wenig Geld. Als Liebhaberzüchter bin ich immer bestrebt, mit sehr wenigen Würfen möglichst viel zu erreichen. Klasse geht vor Masse.

Maßstab für den Erfolg ist nicht das einzelne Tier im Ausstellungsring, sondern der gesamte Wurf im Vergleich der Geschwister untereinander. Wenn die Verpaarung wirklich gut geklappt hat und so gut wie alle Welpen des Wurfes ein hohes Niveau haben, nennt man die Paarungspartner „Passer“. Aber das ist ein anderes Thema.

 

G. Dießel